Natürlich hieß Pascha nicht Pascha. Seinen richtigen Namen kannte er jedoch nicht,
als er zu uns in die Klasse kam. Nie hatte ihn jemand mit seinem Geburtsnamen angesprochen, er wurde beständig nur Pascha genannt und reagierte entsprechend auch nicht auf seinen eigenen Namen.
Pascha war neun Jahre alt und unsere Schule die fünfte Schule, die er in seinem unsteten kleinen Leben bereits besuchte. Pascha hatte vor allem eines:
Keine Lust!
Verständlich, wenn man sein bisheriges Lebens betrachtete und doch war es natürlich anstregend, wenn seine reglmäßige Antwort auf alles lautete:
"Keine Lust, mach ich nicht, kann ich nicht. Kein Bock." oder gerne auch "Das ist nichts für mich!"
"Das ist nichts für mich!", erklärte Pascha auch an diesem Tag und wollte aufstehen und gehen.
Er ging öfter mal, was immer zur Folge hatte, das jemand ihm nachlaufen musste, um ihn zurückzuholen.
Ich fragte: "Was wäre denn was für dich?" und erwartete eigentlich keine Antwort.
Doch Pascha drehte sich zu mir um und antwortete: "Wale! Ich mag Wale!"
Ich verprach Pascha am nächsten Tag etwas zu Walen mitzubringen.
Das erstaunte ihn so sehr, dass er sich wieder setzte und mir noch ein wenig über Wale erzählte.
"Ja sicher", erklärte eine Kollegin im Lehrerzimmer, als ich davon berichtete "und nun machen wir für jedes Kind einzelne Materialien, damit das Kind sich bequemt zu arbeiten!"
Obwohl ich den Einwand gut verstand, missfiel mir das Unausgesprochene zwischen den Zeilen.
Die Haltung hinter diesen Worten.
Ich fing an, gar nicht mehr so offen zu kommunizieren, wie ich etwas machte.
Ich ließ einfach meine Klassenzimmertür auf.
Immer.